Fabeau
18.07.2012
Neckermann ist pleite
Fabeau
18.07.2012

Nach Quelle und Schlecker könnte Neckermann das nächste deutsche Traditionshandelsunternehmen sein, dass von der Bildfläche verschwindet. Heute wurde für den 1950 gegründeten Versandhändler beim Amtsgericht Frankfurt ein Insolvenzantrag gestellt. Die Geschäftsführung will das laufende Geschäft im vorläufigen Insolvenzverfahren weiter aufrechterhalten, während die Möglichkeiten für die Fortführung des Geschäfts geprüft werden.
Dem Insolvenzantrag gingen Monate von Verhandlungen zwischen dem Unternehmen, dem Eigentümer Sun Capital und den Arbeitnehmervertretern über die Restrukturierung des Konzerns voraus. Ende April hatte Neckermann angekündigt, 1.380 der rund 2.400 Stellen abzubauen und sich ausschließlich auf den Onlinehandel zu konzentrieren.
Die Gewerkschaft ver.di und der Betriebsrat forderten Abfindungen und einen Sozialplan für die entlassenen Mitarbeiter. Aus eigener Kraft hätte Neckermann diese Forderungen aber nicht finanzieren können. Der US-Investor hätte einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in Neckermann investiert, aber nur wenn alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang gezogen hätten. Diesen Mittwoch hatten Unternehmen und Arbeitnehmervertreter endlich einen Kompromiss gefunden, der in begrenztem Umfang Abfindungen und die Bildung von Transfergesellschaften vorsah. Basierend auf dem Businessplan hätte die Geschäftsführung die dazu notwendigen Mittel bis zum ersten Quartal 2013 bereitstellen können, allerdings hielt Sun Capital diese Einigung „nicht für tragfähig“ und beschloss, keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung zu stellen. Die Reaktion des Versenders kam prompt. Ob Neckermann seiner ehemaligen Schwesterfirma Quelle bald nachfolgen wird, wird sich wohl in den nächsten Wochen herausstellen.
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