Fabeau
21.05.2015
Otto Group schreibt rot
Fabeau
21.05.2015
Otto Group-Vorstandschef Hans-Otto Schrader ist gar nicht zufrieden mit der Entwicklung im letzten Geschäftsjahr
Vorstandschef Hans-Otto Schrader zeigt sich deutlich enttäuscht von der Entwicklung der Otto Group im letzten Geschäftsjahr. Schon früher, bspw. im Geschäftsjahr 2009/10, war die Umsatzrentabilität mit knapp 2%* nicht umwerfend, letztes Jahr allerdings war lag der Wert sogar deutlich unter Null. Zwar stieg der Konzernumsatz um 0,5% auf 12,057 Mrd. Euro, doch unterm Strich musste ein Verlust in Höhe von 196 Mio. Euro verbucht werden. Das EBITDA sank von 733 auf 411 Mio. Euro, das EBIT stürzte um ein Vielfaches von 401 Mio. auf 79 Mio. Euro.
Viele Gründe für rote Zahlen
Die Gründe für das deutliche Schwächeln von Deutschlands einstigem Versandhandelsprimus sind vielfältig: Insbesondere das Auslandsgeschäft machte den Hanseaten einen deutlichen Strich durch die Rechnung: Ukraine- und Rubel-Krise, der gefühlt schon ewig währenden Krise mit der französischen Tochter 3SI, die Neuaufstellung der US-Tochter Crate & Barrel sind nur einige Themen. Aber auch im Inland lief nicht alles prächtig: SportScheck schwächelt, Heine und Schwab ebenfalls. Das Kerngeschäft mit Otto, Bonprix, Baur und Witt erwirtschafteten laut Schrader „trotz des insgesamt rückläufigen Textilmarktes ein solides Wachstum bei ordentlichen Renditen“. Aber das reichte letztlich nicht aus, um zusätzliche Investitionen für IT, Logistik und neue Geschäftsmodelle im hohen dreistelligen Millionenbereich zu finanzieren.
Otto Group schwächelt im Branchenvergleich
Gravierender für die Otto Group ist aber ein generelles Dilemma: Die Hamburger sind mit ihrer knapp 9,92 Mrd. Euro schweren Multichannel-Einzelhandel-Sparte (davon 61% Inlandsgeschäft) nach Alibaba, Amazon und eBay immer noch einer größten Online-Händler weltweit, im B2C-Bereich laut Schrader sogar weiterhin zweitgrößter Online-Händler. Und obwohl die rund 100 Onlineshops ihre Umsätze im letzten Jahr um 5,1% auf knapp 6,5 Mio. Euro steigern konnten, bleiben die Wachstumsraten hinter der globalen Branchenentwicklung im eCommerce (+ ca. 14%) zurück. Im Kernmarkt Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Während der HDE das Wachstumsplus im eCommerce in 2014 auf rund 17% bezifferte, konnten die Otto-Onlineaktivitäten hierzulande lediglich einen Zuwachs von 5,1% auf knapp 4,2 Mrd. Euro verbuchen.
Rückkehr in die Gewinnzone ist das oberste Ziel
Ob neue Dynamiken bei den eingesessenen Formaten und neue Modelle, wie das recht erfolgsversprechend gestartete Projekt Collins die Abkapselung von der Marktentwicklung aufhalten können, wird sich zeigen. Auf jeden Fall zeigt sich Schrader für das laufende Jahr recht zuversichtlich: „Die Otto Group wird im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzplus von 3% erwirtschaften und eine Rückkehr in die Gewinnzone schaffen“, so das ausgegebene Ziel.
* Berechnung basierend auf den Werten 2009/10: Umsatz 10,132 Mrd. Euro, Jahresüberschuss 200 Mio. Euro
Foto: Otto Group
© Fabeau All rights reserved.