Patous abgerundete Renaissance
Patou kehrte nach dreißigjähriger Abwesenheit zum Pariser Schauenkalender zurück. Ein Revival entspannter, weiblicher Mode – Ready-to-wear mit einem erstaunlichen Couture-Einschlag.

Die Kollektion wurde im neuen Hauptsitz der Marke auf der Ile de la Cité unweit der Kathedrale Notre Dame de Paris enthüllt. Kreativdirektor Guillaume Henry führte die Redakteure durch den Raum und erklärte ihnen die Entwürfe.
"Für mich ist Patou fröhlich, typisch pariserisch und einfach zu tragen. Ich wollte kein grandioses Thema, sondern eine Garderobe für die Frauen, die ich kenne und mit denen ich arbeite", schwärmte Guillaume Henry, der zuvor für Nina Ricci und Carven gearbeitet hatte.
Am besten funktionierten die mit silbernen Metall-Patchwork-Symbolen aus Patous Vergangenheit besetzten Jeansjacken in Kombination mit Baumwoll-Ballonröcken, aber auch die großartigen kugelförmigen Spitzenkleider. Viele Entwürfe wurden von überdimensionalen goldenen Scheiben-Knöpfen geziert.
Der Gesamteindruck war bürgerlich angehaucht, von den rosafarbenen Hosenanzügen mit Crepe-de-Chine-Bluse bis hin zu den Yachtclub-Blazers mit Borte. Dennoch ergab sich daraus eine intelligente Auslegung französischer Downtown-Eleganz – mit hohem kommerziellen Fokus.

Etwas seltsam mutete die Tatsache an, dass zwei Kollektionen gezeigt wurden – die Pre-Fall-Collection wurde gleich zu Beginn von vier Models getragen und umfasste kokette Baumwollkleider mit einem senfgelben etruskischen Krieger-Print, dunkle und weite Denimhosen und elegante Kleider, deren Saum Federn zu entwachsen schienen. Pariser Moderne mit einem Hauch Couture in den Formen – alles sicher verankert mit einer Reihe fabelhafter Spitzen-Boxerstiefel, die in Zusammenarbeit mit Le Coq Sportif entstanden sind.
"Ich habe mich gefragt: Was sind unsere Turnschuhe? Und die Antwort lautete, dass ich einen Handschuh für die Füße wollte", lachte der Designer.
Der Relaunch wurde sehr sorgfältig angegangen. Patou gehört zwar zu LVMH, doch wird die Marke wie ein Start-up verwaltet – nur der Hauptsitz in einem bezaubernden neugotischen Gebäude zeugt vom Imperium, das dahintersteckt. Das Label begnügt sich mit seinen 30 Mitarbeitenden jedoch mit einer Fläche von nur 325 m².

Die ersten Schritte wurden positiv aufgenommen und rund 60 Stores und Kaufhäuser haben die Debüt-Kollektion von Guillaume Henry bestellt. Diese wird ab November unter anderen im Kaufhaus Galeries Lafayette in Paris erhältlich sein.
"Jean Patou kleidete Suzanne Lenglen und Josephine Baker ein. Er war auch der Liebhaber von Louise Brooks. Somit geht es um Behaglichkeit und Couture, mit einem großen Inspirations-Mix. Ich kenne die Geschichte von Jean Patou aus dem Effeff. Doch ich wollte nicht den Archiven nachgehen, sondern den Menschen zum Ausdruck bringen, diesen Freund der Literatur", erklärte der Designer.
Sagte es und stand neben einem T-Shirt mit der Aufschrift "Serendipity" inkl. deren Erklärung: "Etwas Gutes finden, ohne danach gesucht zu haben". Das Top ist Teil einer Reihe ähnlicher T-Shirts, die Schritt für Schritt veröffentlicht werden.
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