Eva BOLHOEFER
12.06.2019
Plastikatlas 2019: Textilbranche für 15% der globalen Plastikproduktion verantwortlich
Eva BOLHOEFER
12.06.2019
Die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), haben kürzlich den "Plastikatlas 2019" veröffentlicht, der die Ausmaße der globalen Kunststoffindustrie untersucht. Laut der Studie ist die Textilbranche, nach der Verpackungsbranche und dem Bausektor, der drittgrößte Plastikproduzent der Welt.
Synthetische Chemie-Fasern aus Erdöl oder -gas machen demnach 70% aller im Jahr 2017 hergestellten Fasern weltweit aus. Polyester hat mit 80% den höchsten Anteil an der Produktion von Kunstfasern. Im Jahr 2017 kamen schätzungsweise 53,7 Millionen Tonnen auf den Markt. Zu 94 Prozent wird das Material in Asien produziert und weiterverarbeitet, dort vor allem in China. Etwa die Hälfte der produzierten Polyesterfasern findet sich in Kleidung wieder. Textilien, dazu zählen auch Industrietextilien, machen damit einen Anteil von 15 Prozent bei der jährlichen globalen Plastikproduktion aus.
Die Emissionen von Treibhausgasen im Jahr 2015 durch die Produktion von Polyesterfasern betrug laut Bericht 706 Milliarden Kilogramm CO₂e (CO₂e = CO₂-Äquivalente. Die Kategorie stammt vom Weltklimarat IPCC, um die Wirkung verschiedener Treibhausgase wie CO₂ oder Methan vergleichbar zu machen).
Der Plastikatlas führt weiter aus, dass für die Behandlung und Färbung von Textilien zwischen 20.000 und 40.000 verschiedene Chemikalien eingesetzt werden. Arbeitskräfte, zu 70% Frauen, die mit Formaldehyd, sogenannten perfluorierten Chemikalien, Flammschutzmitteln sowie Farb- und anderen Zusatzstoffen in Berührung kommen, haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Laut Plastikatlas konnte auch eine Verbindung von Formaldehyd und Todesfällen durch Leukämie nachgewiesen werden.
Neben den gesundheitlichen Folgen sei vor allem das Mikroplastik, das über die Abwassersysteme in die Umwelt gelangt, ein großes Problem. Die Studienergebnisse zu den Mengen der Partikel reichen von sechs Millionen Mikrofasern pro Waschgang von fünf Kilogramm bis zu 250000 bei der Wäsche von nur einer Fleecejacke. Bisher ist noch wenig bekannt, wie sich Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit auswirkt.
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