Pradas neue Industrialisierung
Prada präsentierte an der Milan Fashion Week ein neues Konzept mit einer neuen Grundhaltung. Auch die Location wurde geändert, was sich auf die gezeigte Kollektion unter dem Strich sehr positiv auswirkt.

Die Show fand im Prada Warenhaus statt, dem Lager der berühmten Kunststiftung des Modehauses. So war der metallene Laufsteg gesäumt von riesigen Holzkisten und -truhen, durch die sich die Models ihren Weg bahnten.
"Wir wollten das industrielle Element der Prada-Kultur hervorheben", schmunzelte Miuccia Prada nach der Show. Die gezeigte Kollektion war so genau gearbeitet, dass sie fast den Eindruck erweckte, von einer Maschine ausgestanzt worden zu sein. Als roter Faden diente das für Prada so typische High-Tech-Nylon-Gewebe, in smarten neuen Proportionen und kombiniert mit unerwarteten Accessoires.
So wurden Anzüge mit kurzen Röcken und großzügig geschnittenen wattierten Tuniken gepaart und voluminöse Mäntel aus mattiertem Jeans- oder Wollstoff mit Karomuster endeten wie von Zauberhand in Lederbündchen und -säumen.
Prada bat "vier berühmte kreative Köpfe" darum, einzigartige Objekte aus schwarzem Nylonstoff zu kreieren. Es handelt sich in Tat und Wahrheit um sechs Personen, da zwei davon Designerduos sind: Ronan und Erwan Bouroullec, Konstantin Grcic, Herzog & de Meuron und Rem Koolhaas. Für die Einladung zur Show erhält Prada den Preis für die komplexeste Darstellung: Eine elegante Schachtel mit einer Fülle an Informationen, von Sketches über Fotos bis hin zu kurzen Essays und Porträts der Gastdesigner.
Die Objekte wurden im Warenhaus an der Seite der Kollektion gezeigt. Die Location unweit der Prada Stiftung im Süden von Mailand wurde von CEO Patrizio Bertelli vor zwei Jahren erworben. "Hier bewahren wir unsere Kunst auf, in diesen Kisten", erklärte er mit Verweis auf die riesigen Holztruhen. Viele davon waren mit neuen Logos verziert, wie ein Prada-Schriftzug aus den 60er Jahren, der auch auf vielen Taschen und Emblemen an der Show zu sehen war. Miuccia Prada entwarf verschiedene breite Mäntel mit bezaubernden Prints mit Meerjungfrauen, Fischen und Lippenstiften.
"Wir ließen unserer Fantasie freien Lauf und übertrugen all das, was sich in diesen Truhen befinden könnte, auf die Kleider", ergänzte Signora Prada. Auch Fotos der einzelnen Models wurden in Mini-Truhen ausgestellt.
Die Gebrüder Bouroullec entwarfen wenig überraschend eine Kunstmappe und Grcic dachte sich eine "abstrakte" Anglertasche aus, als Hommage an Joseph Beuys berühmte Anglerjacken. Die Schweizer Architekten von Herzog & de Meuron brachten eine seltsame Kreation hervor, einen unförmigen Ganzkörpergurt aus gewobenem Nylon unter der Bezeichnung "Language Restraint". Das kreative Duo erklärt: "Die Sprache hat ihre aufklärende Funktion eingebüßt. Sie hat ihre Verführungskraft verloren".
Doch wie wirkte sich dies auf das Endresultat aus? Alles in allem sind die Änderungen bei Prada eine willkommene Abwechslung, wenn auch die Rückkehr zu schwarzem Nylon der in der Mode vorherrschenden maximalistischen Stimmung hinterherzuhinken scheint.
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