23.10.2013
Rajesh Satam: „Indien profitiert indirekt von Chinas Wandel“
23.10.2013
Am Montag startete in Shanghai die Intertextile, die chinesische Metropole empfängt eine Reihe von Messen wie beispielsweise die Première Vision und Interfilière. FashionMag nutzt die Gelegenheit, um eine Serie über den Textilmarkt in China und den Nachbarländern des Reichs der Mitte zu starten.
Unser Reporter Matthieu Guinebault traf sich für den ersten Beitrag der Serie mit Rajesh Satam, dem stellvertretenden Direktor von Texprocil, Organisation zur Förderung der Textilexporte. Der Sourcing-Markt in Asien ist im Wandel begriffen und bringt einige Änderungen. Während China sich von Mode im niederen Qualitätsbereich abwendet, wird allgemein erwartet, dass mit Indien ein anderer asiatischer Riese das Geschäft übernimmt. Derzeit profitiert das Land indirekt über andere Länder des Kontinents von Chinas Wandel – sehr zur Zufriedenheit von Rajesh Satam. Texprocil wird von der indischen Regierung unterstützt und ist mit 70 indischen Ausstellern auf der Intertextile in Shanghai vom 21. bis 24. Oktober vertreten.

FashionMag: Welche Konsequenzen hat die Entwicklung auf dem chinesischen Markt für Indien?
Rajesh Satam: Chinas Versorgungsbedarf steigt rasch und das Land gibt deshalb Bestellungen in anderen Ländern auf, wo die Produktionskosten niedriger sind. Sie lassen beispielsweise in Vietnam herstellen, das anschließend Bekleidung direkt an den chinesischen Kunden exportiert. China steht aber nicht in direkter Konkurrenz zu Indien, da wir auf unterschiedlichen Produktniveaus agieren. Wir tauschen uns übrigens viel mit China aus und fahren alle zwei Monate dorthin. Letztlich profitieren wir aber indirekt von der chinesischen Nachfrage und seiner raschen Entwicklung.
FM: Indirekt heißt über Chinas Zuliefererländer wie Bangladesch?
RS: Bangladesch profitiert von steuerfreien Exporten für rund 40 große Märkte weltweit. Der Herstellungsprozess ist außerdem günstiger als in Indien, da die Gehälter dort weitaus geringer sind. Mit Bangladesch werden wir in dieser Hinsicht niemals mithalten können. Das Land wird mehr und mehr auf Qualität setzen und daher qualitativ hochwertigere Materialien brauchen, um die Produktionsstätten beliefern zu können. Und dort kommt Indien ins Spiel: Wir sind einer der größten Zulieferer, besonders dank der Steuerfreiheit für nach Bangladesch exportierte Materialien. Die neue Situation ist für uns also sehr zufriedenstellend.
FM: Wird Indien vielleicht auch die Herstellung fertiger Produkte anstreben?
RS: In Indien haben wir derzeit nicht die nötigen Kapazitäten im Produktionsprozess um fertige Produkte herstellen zu können. Das liegt besonders an strengen Regierungsauflagen, die es in anderen Ländern nicht gibt. Außerdem ist die indische Binnennachfrage enorm hoch. Wir sind nicht in der Lage andere Länder mit fertigen Produkten zu beliefern. Bangladesch ist also kein Konkurrent für uns, wir ergänzen uns vielmehr. Trotzdem wird in Indien aktuell viel in die Produktion investiert. In fünf Jahren wird die Situation also mit Sicherheit schon anders aussehen.
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