Retviews by Lectra analysiert Angebot von Zara und H&M
Die Inhaber von Zara (Inditex) und H&M (H&M-Gruppe) sind die beiden größten Akteure im weltweiten Modehandel und werden als solche angesichts der durch die Coronakrise beschleunigten Veränderungen des Marktes genau beobachtet. Das Analyseunternehmen Retviews by Lectra untersuchte das Produktangebot, das die beiden Moderiesen online präsentieren. Zum Vorschein kamen vergleichbare Trends, wie auch spezifische Strategien. Eine Erklärung.
Die bedeutendste Entwicklung im Angebot der beiden Unternehmen betrifft die Verkaufspreise. Vor dem Hintergrund der steigenden Schwierigkeiten im Beschaffungswesen (Stoffe, Transport, …) wälzen viele Marken die höheren Kosten zum Teil auf ihre Kunden ab. Der Durchschnittspreis pro Artikel stieg bei H&M zwischen August und Dezember 2021 um 13 Prozent (von 24 auf 27 Euro), während die Zunahme bei der etwas hochpreisiger positionierten Konkurrentin Zara 23 Prozent betrug (von durchschnittlich 31 auf 38 Euro).
Zusätzlich zum coronabedingten Kostenanstieg scheint der Anstieg bei Zara auch auf die vermehrte Verwendung hochwertiger – und somit teurerer – Stoffe zurückzuführen zu sein. So machen die Premium-Produkte der spanischen Kleiderkette, die im vergangenen Jahr die Kollektion 'Zara Origins' einführte, heute 4,8 Prozent des globalen Angebots aus. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 4,1 Prozent, das entspricht einer Zunahme um 17 Prozent. Das Premium-Angebot von H&M hingegen legte nur um 2 Prozent zu und macht 5,6 Prozent des Gesamtangebots aus.
Der stärkere Anstieg bei Zara in diesem Segment wirkt sich auch auf den Verkaufspreis der Premium-Artikel aus. Diese haben bei Zara im Jahresvergleich um 19 Prozent auf einen Durchschnittspreis von 60 Euro für einen Premiumartikel zugenommen (83 Prozent mehr als die klassische Kollektion). Bei H&M nahm der Durchschnittspreis hochwertiger Produkte nur um 3,2 Prozent auf 66 Euro zu (173 Prozent mehr als die Hauptkollektion mit 24 Euro).
Retviews by Lectra warf auch einen Blick auf die Fasern und untersuchte, welche Stoffe von den beiden Marken im Gesamtangebot am meisten verwendet wurden. An erster Stelle steht Baumwolle (32 Prozent bei Zara und 30 Prozent bei H&M), gefolgt von Polyester (31,6 Prozent für H&M, 23 Prozent für Zara). Mit deutlichem Abstand folgen andere Stoffe wie Viskose (ca. 10 Prozent bei beiden Marken), Nylon, Elastan und Wolle (nur 1 bis 2 Prozent des Angebots).
In der Nische der hochwertigen Stoffe erfasste Retviews by Lectra bei Kaschmirprodukten im Jahresvergleich im E-Shop von Zara einen Anstieg um 44 Prozent und ein Plus von 29 Prozent bei H&M. Dennoch machen diese Strickwaren weniger als 1 Prozent des Gesamtangebots aus. Auch beim Leder verzeichnete das Analyseunternehmen einen Anstieg um 16 Prozent bei Zara und 32 Prozent bei H&M (wobei Leder 4 Prozent des Gesamtangebots von Zara und bei H&M nur gerade 0,8 Prozent entspricht).
Mit Blick auf Preisreduktionen werden Produkte aus hochwertigeren Materialien generell weniger heruntergesetzt. Dies trifft besonders auf H&M zu, wo auf rund 7 Prozent dieser Artikel ein Rabatt gewährt wird (im Vergleich zu 22 Prozent für die anderen Produkte). Zara reduziert die Preise von 19 Prozent der Produkte aus Premium-Stoffen, bei den verbleibenden Produkten werden 23 Prozent reduziert.
Bei umweltfreundlichen Produkten (in der Hauptkollektion oder spezifischen Linien) scheint H&M die Nase vorne zu haben mit 21 Prozent "Conscious"-Produkten, während bei Zara 16 Prozent der Artikel mit dem Label 'Join Life' gekennzeichnet sind. Retviews by Lectra fragt sich diesbezüglich: "Wird dies ausreichen, um den Vorsprung vor der Konkurrenz zu verteidigen, oder müssen diese Marken tiefgreifendere Veränderungen umsetzen, um die negative Verbindung zur 'Fast Fashion' hinter sich zu lassen?".
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