Schiaparellis emotionaler Surrealismus zum Auftakt der Haute Couture-Woche Paris
Die Pariser Haute Couture-Woche ist ganz und gar einzigartig. Am Montag startete sie mit einer rohen, gefühlsgeladenen und surreal glamourösen Kollektion des Couturiers Daniel Roseberry für das Haus Schiaparelli in die neue Saison.
Und die Show im marmornen Petit Palais an der Avenue des Champs-Elysées zog eine ebenso surreale Gästeschar an. In der ersten Reihe saßen Kanye West in seiner Yeezy-Jacke und mit schwarzer Strumpfmaske, neben ihm seine Freundin Julia Fox in einem schwarzen Ganzkörperanzug aus Leder und einer riesigen Handtasche mit goldenem Schloss – alles von Schiaparelli – und daneben die stets wundervolle Pixie Lott, auf deren Jacke auf jeder der vier Taschen ein Schloss prangte.
Die Hälfte der Gäste in der ersten Reihe trug Schiaparelli-Accessoires – 7,5 cm lange goldene Fingeraufsätze, wilde Handtaschen mit fletschenden Zähnen, Waagschalen-Halsbänder und großen Brustwarzenschmuck.
Unter der Führung von Roseberry fand Schiaparelli zur Dynamik zurück, die das Haus über 50 Jahre lang verloren hatte. Dies ist nicht zuletzt seinem Körperschmuck und den Handtaschen mit Gesichtszügen zu verdanken, mit denen Roseberry strahlende neue Kunden für das Traditionshaus gewinnen konnte – so Beyoncé an den Grammy Awards und Kate Blanchett an den Golden Globes.

Doch der nicht enden wollende Lockdown löste auch bei Roseberry eine introspektive Phase aus, in der der Designer die Bedeutung der Mode hinterfragte. Aus diesen Überlegungen entstand eine höchst überraschende Kollektion, sogar gemessen an den Standards des künstlerisch veranlagten Couture-Hauses. Roseberry entwarf bemerkenswerte Metallärmel, Accessoires, schwebende Blätter und spinnenartige Netze.
In seinem Begleitschreiben bezeichnete er die oft mit Retro-Cabochons und Kristallen aus den späten 30er-Jahren bestickten vergoldeten Formen "gewichtslose Skulpturen".
“Das Ergebnis wirkt kindlich und etwas roh", präzisierte der gebürtige Texaner. Nach der Show verneigte er sich elegant im hellen Innenraum des Palais. Unter den Gästen klatschten die Designer Olivier Rousteing und Simon Porte Jacquemus kräftig mit. Wie auch Schiaparelli-Chef und Luxus-Milliardär Diego Della Valle, der neben Anna Wintour saß.

Lackleder-Cocktailkleider wurden mit riesigen Kegelarmen und mehreren goldenen Reifen ausgestattet, während ein durchsichtiges schwarzes Chiffon-Kleid von einem Schwarm schwebender 24 Karat-Goldblättern umgeben war – eine der zahlreichen Schöpfungen von Schiaparellis beeindruckendem Couture-Atelier an der Place Vendôme.
Darüber hinaus enthüllte Roseberry eine Reihe neuer Accessoires, von perlen- und smaragdbesetzten ohrenförmigen Ohrringen bis hin zu sehr witzigen Waagschalen-Taschen.
Nur wenige kreative Unterfangen sind so teamorientiert wie die Couture, was das leistungsstarke Team von Roseberry in dieser hervorragenden Show allen Gästen in Erinnerung rief. Das gilt sowohl für die riesigen, in der Mitte ausgeschnittenen Kreissäge-Hüte von Stephen Jones als auch für die trotzigen, skulpturalen Duttfrisuren von Guido Palau. Während Pat McGraths blasses Makeup und die Cappuccino-farbenen Augen hervorragend zur Stimmung passten und die Metallic-Nägel von Cam Tram für frischen Wind sorgten.
Doch in der einzigartigen Haute-Gamme-Ästhetik von Roseberry fügte sich alles ineinander. Denn mit Roseberry passt bei Schiaparelli plötzlich alles zusammen. Und wie!
Copyright © 2023 FashionNetwork.com Alle Rechte vorbehalten.