DPA
18.09.2013
Signa greift nach den 'Perlen' unter den Karstadt-Häusern
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18.09.2013
Essen - Die Luxus- und Sporthäuser gelten schon lange als "Perlen" unter dem Dach des Essener Warenhauskonzerns Karstadt. Verkaufsgerüchte hatte Eigentümer Nicolas Berggruen bislang entschieden zurückgewiesen. Nun bekommt der österreichische Immobilienkonzern Signa die Mehrheit an den begehrten Einkaufstempeln. Teil des Geschäfts ist eine Geldspritze von 300 Millionen Euro, von der alle 114 Karstadt-Häuser profitieren sollen. Und Berggruen bleibt alleiniger Herr im Haus bei den 83 verbleibenden Karstadt-Häusern.
In den vergangenen Monaten war Berggruen immer wieder mit Forderungen nach Investitionen in die Warenhäuser bedrängt worden. Lautstark hatten etwa die Gewerkschaft Verdi, aber auch Lieferanten wie der Hemdenhersteller Olymp, einen Investitionsstau in dem vor rund drei Jahren aus der Insolvenz übernommenen Warenhauskonzern beklagt. Nun sollen Millionen für die Modernisierung fließen.
Nachdem die Beschäftigten nach Berechnungen von Verdi über acht Jahre hinweg durch einen Verzicht auf Teile ihres Entgelts mehr als 650 Millionen Euro in das Warenhausunternehmen investiert haben sollen, sollte endlich auch Berggruen in die eigene Tasche greifen, hieß es. Heftig umstritten ist derzeit eine von dem Unternehmen für die Beschäftigten geforderte Tarifpause, über die in der kommenden Woche weiter verhandelt werden soll.
Auch drei Jahre nach dem einst gefeierten Einstieg des Investors Berggruen kämpft die aus der Insolvenz übernommene Warenhauskette weiter mit Problemen. Erst vor wenigen Tagen hatte der zum Jahresende ausscheidende Karstadt-Chef Andrew Jennings über "starken Gegenwind" für das Unternehmen geklagt. Lediglich für den August sprach er von einer sich abzeichnenden Besserung.
Die von Jennings vorangetriebene Modernisierung ist unterdessen bei Handelsexperten auf Kritik gestoßen. Aus Kunden-Sicht habe sich bei Karstadt "so gut wie nichts getan", beklagte etwa Thomas Roeb von den Hochschule Bonn-Sieg vor einigen Wochen.
Handelsexperte Gerd Hessert von der Universität Leipzig sieht nun in dem jetzt bekanntgewordenen Deal für alle Parteien Vorteile. "Die Karstadt Filialen bekommen durch die Finanzspritze Zeit, bis die neuen Konzepte greifen, sagte der frühere Karstadt-Manager dem Berliner "Tagesspiegel".
In "großer Sorge" ist hingegen die Gewerkschaft Verdi. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sagte: "Dieser Schritt bedeutet die Zerschlagung des Unternehmens Karstadt." Darüber hinaus bräuchten die Beschäftigen eine transparente Erläuterung, was die Beteiligung von Signa für sie bedeute.
Das von dem Tiroler Unternehmer René Benko gegründete Immobilienunternehmen Signa ist in Deutschland kein Unbekannter.
Ebenso wie Berggruen hatte auch Signa Interesse an einer Übernahme des Karstadt-Konkurrenten Kaufhof bekundet. Die Österreicher sind schon länger bei Karstadt aktiv: Ende 2012 hatte Signa für rund 1,1 Milliarden Euro 17 Karstadt-Warenhäuser - darunter das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe - erworben, die langfristig an Karstadt vermietet sind.
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