
Isabel LEONHARDT
08.07.2021
Tchibo startet Pilotprojekt für Bio-Baumwolle aus Indien

Isabel LEONHARDT
08.07.2021
Tchibo und der Textilservicepartner Dibella wollen der wachsenden Nachfrage nach Bio-Baumwolle entgegentreten und starten gemeinsam mit Fairtrade Deutschland und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Pilotprojekt in Indien.

Obwohl der Anbau höhere Umsätze verspreche und umweltschonend sei, bleibe der Anteil von ökologischer Baumwolle am Gesamtmarkt noch sehr gering, erklärt Tchibo. Um "Produzenten stärker zu unterstützen und den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben", setze Tchibo sich für das Pilotprojekt in Indien ein.
"Wir haben Indien ausgewählt, weil das Land mittlerweile der weltweit größte Bio-Baumwollexporteur ist – über 50 Prozent der nachhaltigen Baumwolle kommen von dort und das Potenzial für weitere Expansion ist vorhanden", erklärt Nanda Bergstein, Direktorin Unternehmensverantwortung bei Tchibo.
Das Projekt will über 500 Baumwollproduzenten der Fairtrade-Kooperative Chetna im ostindischen Bundesstaat Odisha beim nachhaltigeren Baumwollanbau unterstützen. Neben Saatgut erhalten sie finanzielle Unterstützung und Schulungen. Pro Jahr sollen so künftig 250 Tonnen Bio-Baumwolle und Baumwolle von Feldern in Umstellung geerntet werden.
Drei Jahre lang sollen die Produzenten bei der Umstellung begleitet werden – so lange brauche es im Durchschnitt, um den Boden von Agrarchemikalien zu befreien, erklärt Tchibo. Der Fairtrade-Mindestpreis decke die Kosten einer nachhaltigen Produktion und die Fairtrade-Prämie sollen den Produzenten in dieser Zeit einen festen Preis für ihre Rohbaumwolle garantieren.
Das Projekt sieht es vor, dass die Produzenten nach jeder erfolgreichen Umstellung für jede verkaufte Tonne Baumwolle zusätzlich eine Bio-Prämie erhalten. Zudem bekämen sie Zugang zu Saatgut.
"Der Großteil des Baumwollsaatgutes in Indien – etwa 95 Prozent – sind gentechnisch verändert. Das macht es für Bauern sehr schwer, für den Bio-Baumwollanbau geeignetes Saatgut zu bekommen", sagt Ralf Hellmann, Geschäftsführer von Dibella.
Die Bereitstellung von gentechnikfreiem Saatgut sowie gezieltes Training ermögliche die Zertifizierung der Bäuerinnen und Bauern und könne die Qualität ihrer Aussaat verbessern.
Einen weiteren Schwerpunkt des Projektes bildet die Förderung von Frauen. Ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit soll im Projekt durch die Zertifizierung von Frauen-geführten Betrieben und der Gründung neuer Erzeugergemeinschaften gefördert werden.
Bei der Umsetzung vor Ort wird die indische Kooperative Chetna, in der die Kleinbauern und -bäuerinnen organisiert sind, vom Organic Cotton Accelerator (OCA) bei der Wirkungsmessung und Projektvalidierung unterstützt.
2020 hat Tchibo 96 Prozent der Baumwolle für Bekleidung und Heimtextilien aus nachhaltigeren Quellen bezogen, hauptsächlich aus zertifizierten Bio-Quellen. Bis 2022 will Tchibo 100 Prozent Bio-Baumwolle einsetzen.
Dibella ist seit 1986 europaweit tätiger Textilservicepartner, der langlebige und leistungsstarke Flachwäsche für die Hotellerie, Gastronomie und das Gesundheitswesen anbietet. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, "einen vollständig geschlossenen Kreislauf für professionelle Textilanwendungen" herzustellen.
Copyright © 2023 FashionNetwork.com Alle Rechte vorbehalten.