Godfrey Deeny
21.09.2017
Tropischer Futurismus für das florierende Fendi
Godfrey Deeny
21.09.2017
Mailand Fashion Week: Es begann als buntes Echo des Futurismus, aber hörte in den üppigen Tropen auf: Eine kraftvolle Show von Fendi am Donnerstag zur Mittagessenszeit, bei der der Kreativdirektor des Hauses, Karl Lagerfeld, selten in besserer Form war.
In einem beherzten Schachzug erträumte sich Lagerfeld eine ganz neue Silhouette – zentriert auf einen gelösten Ausschnitt. Manchmal ließ Lagerfeld ihn unter das Schlüsselbein fallen, sehr weit runter unterhalb der Schultern, ein anderes Mal war der Ausschnitt fast wie ein breiter Schal genutzt. "Fließende Architektur", nannte Lagerfeld das dem Publikum hinter der Bühne.
Den Fokus auf die Silhouette unterstreichend, so enthielt das schöne Programmheft auch eine Reihe von Skizzen von Karl, viele von ihnen bedeckt mit seinen Anweisungen an sein Atelier bezüglich der Proportionen. Beispielsweise wie: "weit weg vom Hals", bei einem Kleid mit einem weiten Rundhals-Ausschnitt geschrieben, oder eine andere Notiz mit "die Blusen-Wirkung" für die Zeichnung einer Jacke mit zwölf Zentimeter großen Kragenspitzen, die so weit auseinanderfielen, dass sie die nackten Schultern entblößten.
"Ich hatte die Geometrie von Giacomo Balla betrachtet, aber endete ganz weit entfernt von ihm.", witzelte der deutsche Designer über diesen Star des Futurismus – die italienische Kunstbewegung, die alte Ideen verabscheute und Mechanisierung, Geschwindigkeit und Technik begrüßte.
Lagerfelds Schlüsselmaterialien waren eine Reihe von kräftigen Stoffen mit Streifen, Schachbrettmustern und Karos. Seine Hauptfarben kamen südlich des Äquators her – Korallenrosa, Meeresgrün und sonnengebleichtes Blau. Mit frischen Popeline-Tops und Röcken mit hoher Taille, die knapp unter das Knie reichten, ging es los und gipfelte in einigen suggestiven, transparenten Seidenchiffon-Cocktail-Kleidern. Das war eine höchst beeindruckende Kollektion.
Eine schneidige Kollektion, angetrieben von einem brillanten Soundtrack mit freundlicher Empfehlung des französischen DJ und Sound-Architekten Michel Gaubert. Es hörte sich an wie die afrikanischen Stammesklänge, es stellte sich aber heraus, dass sie von Ninos Du Brasil waren (einem italienischen Duo, dessen eines Mitglied Nico Vascellari ist und dieser Delfina Delettrez datet, die wiederum die Tochter der Designerin Silvia Fendi ist.
Nur wenige Marken wachsen heute so schnell wie Fendi, die in diesem Jahr die 1,2 Milliarden Euro Marke durchbrechen wird. Die Show enthüllte eine ganze Reihe an ausdrucksstarken neuen Taschen – von einer Tote aus transparentem Tartan-Netzstoff namens "Runway" bis hin zu einer Beutel-förmigen "Mon Trésor"-Tasche aus exotischem Leder und mit Metall-Perlen veredelt. In der Tat hat jedes einzelne Model eine Tasche getragen.
Das Haus wächst durchgängig in allen Kategorien – vor allem in denen, die es selbst erfunden hat, wie die Luxus-Anhängerkugeln. Das Römische Label hat buchstäblich Hunderttausenden der Pelz-Monster und Fuchs-"Karlchen" verkauft. In dieser Saison lag der Schwerpunkt auf dem Humor – wie die Mini-Leder-Banane bewies, halb geöffnet, um die aus einem doppelten F (das Logo von Fendi) geformte Frucht zu enthüllen.
Die große Neuigkeit war heute allerdings, dass ein 80-jähriger Designer wie Karl Lagerfeld immer noch aufregende neue Silhouetten kreieren kann, während viele der heutigen jungen Stars eher nur Stoff-Dekorateure sind.
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