Fabeau
04.08.2015
Unruhe bei Desigual
Fabeau
04.08.2015
Die 'chula'-Zeiten sind vorbei: Desigual muss sein Geschäftsmodell hinterfragen
Das Leben ist nicht „chula“, sondern aktuell ziemlich schwierig für den katalanischen Modeanbieter Desigual. Das erste Halbjahr 2015 (Januar bis Juni) schlossen die Spanier mit 451,9 Mio. Euro knapp unter Vorjahresniveau (492,9 Mio. Euro, -0,2%) ab. Das EBITDA sank um 26% auf 92,1 Mio. Euro. Für den Gründer, Präsident und Interims-CEO Thomas Meyer sowie den Miteigner, den französischen Fonds Eurazeo, der seit Anfang 2014 bei Desigual investiert ist, höchste Zeit, gegenzusteuern.
Bereits in den letzten Monaten wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen: Statt einer nicht endenden Eröffnungswelle wie im Vorjahr gab es im ersten Halbjahr gerade mal 22 neue Stores. Bis Ende des Jahres soll es insgesamt gerade mal 40 Neueröffnungen geben. Im letzten Jahr lag die Vorgabe noch im dreistelligen Bereich. Der Schwerpunkt der weiteren, deutlich langsameren und zurückhaltenden Expansion liegt in Lateinamerika und Asien, wo Desigual in den letzten sechs Monaten Umsatzzuwächse von 36% bzw. 24% realisieren konnte. Die europäischen Kernmärkte Spanien und Frankreich schrumpften um -4% bzw. -7%, in Deutschland reichte es gerade für ein Pari. Schwerpunkt der weiteren Expansion soll auf der Region Region Südamerika liegen, die aufgrund des dortigen Modegeschmacks und des Lebensgefühls ein „Markt mit enormen Wachstumspotential“ sei, heißt es aus der Unternehmenszentrale in Barcelona.
Strategische Überprüfung und Schließungen
Grundlage für das rasante, exponentielle Wachstum der letzten Jahre war vor allem die Expansion mit neuen Stores. Jetzt soll das Filialnetz "optimiert" werden, was auch Schließungen unrentabler Stores sowie Standortverlagerungen beinhaltet. Aktuell ist Desigual in 109 Ländern mit 548 Stores und 2.800 Corners bei größeren Kaufhäusern sowie bei über 8.000 Verkaufsstellen in Multilabel-Stores präsent. Des Weiteren soll 2015 als Übergangsjahr genutzt werden, um sich einen Überblick über das Geschäftsmodell, die Organisation und die Produktpalette zu verschaffen. Desigual hatte in den letzten Jahren verschiedene neue Bereiche wie u.a. Sport/Fitness erschlossen. Gleichzeitig wurden regelmäßig viele Kollektionsteile mit Nachlässen verkauft, was zu Lasten der Marge ging. Um dort mehr Spiel zu haben, wird sondiert, einen Großteil der eher bunten und grafiklastigen Kollektion stärker an den breiten Geschmack anzupassen und damit auch kommerzieller auszurichten. Wo der bunte Markenkern dann bleibt, muss man sehen...
Foto: Desigual
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