
Dominique Muret
02.10.2017
Yohji Yamamoto, Meister des Dekonstruktivismus

Dominique Muret
02.10.2017
Paris Fashion Week: Die Silhouetten drangen langsam in die raue Architektur der Cité de la Mode et du Design vor. Der Hut war zweigeteilt und gab zwei völlig gegensätzliche Profile preis. Wie in dem Roman "Der geteilte Visconte" von Italo Calvino, verriet Yohji Yamamoto im Backstage-Bereich und dass er während seiner gesamten Karriere von der Idee des aus zwei unterschiedlichen Hälften zusammengesetzten Menschen heimgesucht werde. "Die Leute sind niemals symmetrisch", unterstrich er. Dieses Thema der Asymmetrie-Unvollkommenheit, das zu einer neuen Idee der Perfektion heranreifte, dominierte seine Damenkollektion für Frühjahr/Sommer 2018, präsentiert am Freitagabend in Paris.

Die langen schwarzen, bis auf die Füße fallenden Ensembles sind unterbrochen, gespalten, wieder zusammengesetzt. Die Kleidungsstücke öffnen sich an den Armen und Beinen. Die Stoffstücke sind geschnitten, rekonstruiert, kunstvoll verknotet, montiert und um den Körper geformt, während er in seinen Bewegungen frei bleibt. Alles ist ausgesprochen komfortabel.
Mit vielen komplett schwarzen Looks, aber auch weißen, und mit lebendigen Farbtupfern in Rot, fließende und ausgestellte Stücke (Mäntel, Jacken und Hosen), das Spiel mit Überlagerungen und der Dekonstruktion, geprägt durch die Montage mehrerer Materialien (Stoffe aus Baumwolle, Leinen, Strick). Der japanische Couturier blieb mehr denn je den Richtlinien seines Hauses treu.
Er startete hauptsächlich von der Hose aus, die er in große Schoßteile zergliederte und dann wieder zusammensetzte. In einen gerade geschnittenen Maxi-Rock übergehend, gaben die gleichen Hosen dem Ganzen eine besondere Bewegung, als wäre der Stoff nass und bliebe an den Beinen haften.
Die Hosen waren ebenfalls durch die Verzerrung der Knöpfung ineinandergefügt. Die gleichen großen Knöpfe, die von Schwarz bis Weiß reichten und dann zu Rot übergingen, die man diagonal angeordnet am Rücken eines Mantels finden konnte, erschufen ein neues, drapiertes Volumen, wenn sie unregelmäßig an der Knopflochleiste festgeknöpft waren.

Ansonsten hängte sich ein ultra-feines Strickgewebe an ein Baumwollkleid in gleichen Farbe an, dessen Stoffstücke durch Schlitze entwichen, wie Schwellungen oder Auswüchse, hier in Form einer Tasche, dort als Kaninchenblume!
Ein weiteres Highlight war die Hervorhebung des Rückens, "der schönste Teil des weiblichen Körpers", nach Yohji Yamamoto. Dieser Rücken, mit einem roten Etikett gekennzeichnet, öffnete sich bei einer langen, schwarzen Robe mit einem senkrecht verlaufenden Reißverschluss auf Höhe der Lenden oder bei einem Gehrock mit aufgebauschter Schleppe.
Copyright © 2023 FashionNetwork.com Alle Rechte vorbehalten.