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10.05.2011
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Lacroix wird 60: Vom tapferen Schneiderlein zum Hans ins Glück
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10.05.2011
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![]() Lacroix schneidert nun für das Theater |
Lacroix trauert dem Ende seines Imperiums nicht nach. «Ich bin nicht sicher, ob ich die Modewelt noch mag. Heutzutage geht es vor allem um Werbung, drei oder vier Gruppen kämpfen gegeneinander», erklärte Lacroix vor wenigen Wochen in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Eine Branche, in der es verbittert um schwarze Zahlen geht. Und die hatte Lacroix mit seinen opulenten Kreationen schon lange nicht mehr geschrieben. Der Franzose war immer mehr Künstler als Geschäftsmann.
Das Haus Lacroix hatte seine Glanzzeit Ende der 80er Jahre. Mit seinem Ballonrock «Le pouf» gehörte Lacroix schnell zu den bekanntesten Designern des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1987 gründete er sein eigenes Unternehmen und brachte seine erste Haute-Couture-Kollektion heraus. Kreationen, die immer fantasievoll und glamurös waren und deren Tragbarkeit nicht immer das wichtigste war.
Für das Theater hatte Lacroix bereits seit 20 Jahren geschneidert. Jedoch nur gelegentlich. Durch die Insolvenz kann der im südfranzösischen Arles geborene Designer nun endgültig seiner Bestimmung nachgehen. Denn selbst als Modemacher war er stets Kostümdesigner. Seine Kleider hatten immer etwas Dramatisches, Theatralisches: Spitzenroben à la Marie Antoinette oder Reifröcke und Schnürschuhe im Stil der Belle Epoque hätten ebenso auf eine Bühne gepasst.
Lacroix besitzt zwar kein Modehaus mehr, doch gehört ihm weiterin seine 2005 gegründete Firma XCLC, unter deren Label der Franzose Inneneinrichtungen für Hotels entwirft und Parfüms. Im Jahr 2004 schuf er die Uniform für das Air-France-Personal und seit 2007 fahren auf den Strecken Frankfurt-Saarbrücken-Paris und Stuttgart-Straßburg-Paris Hochgeschwindigkeitszüge im Lacroix-Design.
Studiert hat der Designer französische Literatur in Montpellier. Im Jahr 1971 zog er nach Paris, wo er seine Doktorarbeit «Kleidung in Gemälden des 17. Jahrhunderts» schrieb, um Museumskurator zu werden. Ein weiterer Traum, der in Erfüllung zu gehen scheint. Mitte 2010 wurde er zum künstlerischen Berater der französischen Münzprägeanstalt «Monnaie de Paris» ernannt, Anfang dieses Jahres inszenierte er die Pariser Ausstellung «Der Orient der Frauen» und für die Alexandre-Cabanel-Schau im Kölner Wallraf-Richartz-Museum (bis 15. Mai) entwarf er die Ausstellungsarchitektur. Pech und Glück liegen oft eng nebeneinander.
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