
Dominique Muret
05.10.2012
Mailand mit neuer Frauenmode-Messe

Dominique Muret
05.10.2012
Die Kontroverse über die Neuordnung der Mailänder Messen im Bereich Womenswear scheint erste konkrete Früchte zu tragen. Am Freitag, 21. September, kündigten zwei der drei wichtigsten Messeorganisatoren eine Annäherung an: Pitti Immagine aus Florenz einerseits, mit den drei Events Touch!, NeoZone und Cloudnine, die seit 2006 im Modequartier der via Totona organisiert und auf denen rund 170 Kollektionen gezeigt werden und die Fiera Milano andererseits, mit ihrer Damenmodemesse MI Milano Prêt-à-porter, die an der Mailänder Messe jeweils rund 150 Marken bietet.
Somit haben sich zwei der drei Hauptorganisatoren der normalerweise während der Womens Fashion Week in Mailand stattfindenden Veranstaltungen zusammengeschlossen, um ab Februar nächsten Jahres eine einzige Messe für Damenbekleidung und –Accessoires im mittleren bis hohen Preissegment zu organisieren. Die White, die ebenfalls während der Fashion Week stattfindet, und sich dem Sourcing und neuen Trends widmet, ist nicht Teil des Projekts.

Die Stadtverwaltung unterstützt die Initiative. Die neue Messe wird im „Palazzo delle Scintille“ organisiert, einem fast 10 000 m² großen, geschichtsträchtigen Gebäude. Der Palazzo befindet sich auf dem ehemaligen Messe- und Ausstellungsgelände von Mailand, das zurzeit renoviert wird. Auf diesem weitläufigen Gebiet wurden früher die Mailänder Messen organisiert. Nun soll es zu einem neuen Wohnviertel umgebaut werden. Das einzige Gebäude, das erhalten bleibt, ist der „Palazzo delle Scintille“, da er für die Stadt Symbolcharakter hat. Er muss jedoch von Grund auf renoviert werden. Es handelt sich um dasselbe Gebäude, dass die Stadt Mailand bis vor Kurzem noch in ein „großes, polyvalentes Modezentrum“ umwandeln wollte.
Eine Ausschreibung der Bauarbeiten wurde durchgeführt und das Projekt dürfte bald in Angriff genommen werden. Doch über die Finanzierung des Umbaus und den Namen sowie die Organisation der neuen Veranstaltung ist noch nichts bekannt. Die Modekammer, die nicht Teil der Aktion ist, gibt sich zurückhaltend. „Das wirkliche Problem dieser Messen sind die Veranstaltungstermine. Es wäre gut, wenn sie auf die Mens Fashion Week vorverschoben werden könnten. Doch diese Frage wurde erst gar nicht angegangen“, bemängelt der Präsident der italienischen Modekammer, Mario Boselli.
Vor einer Woche äußerte sich der CEO von Pitti Immagine, Raffaello Napoleone, besorgt über die Vormachtstellung von Paris über Mailand. Er forderte das italienische System dazu auf, eine neue Organisation zu finden, wobei er auch einen Zusammenschluss zwischen den verschiedenen Akteuren nicht ausschloss. Seinen Aussagen zufolge will er nichts überstürzen, er sei jedoch „bereit, im gemeinsamen Einvernehmen Entscheidungen zu treffen“ … Der Schulterschluss mit der Fiera Milano, etwas übereilt inmitten der Fashion Week angekündigt, scheint dem zu widersprechen. Pitti Immagine scheint die Mailänder Messen nicht vorverlegen zu wollen, da sie möglicherweise mit der in Florenz anlässlich der Pitti Uomo organisierten Pitti W zusammentreffen würden, die sich den Pre-Collections der Womenswear widmet.
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