Dominique Muret
24.09.2013
Moschino: 30 Jahre mit Ironie
Dominique Muret
24.09.2013
Veloursbezogene Bänke und dicke rote Vorhänge – die passende Deko steht, die Show kann losgehen. Mehr Event als Defilee, so feierte Moschino am vergangenen Samstag, 21. September, sein 30-Jähriges und die Erinnerung an Franco Moschino, der 1994 zehn Jahre nach Gründung der Marke frühzeitig starb.
Der Vorhang hebt sich. Schwarz-weiße Archivbilder werden an die Wand projiziert und rufen den ironischen und schonungslosen Charakter des Designers in Erinnerung. „Chaos ist ein sehr schönes Wort, das meinen Kopf am ehesten ausfüllen kann. Ich bin Surrealist. Ich mag die Realität so wie sie ist, nur eben verschoben“, sagt der Designer in die Kamera. Die letzte Einstellung grüßt den Künstler mit den Worten „Ciao, Franco“, die auf dem Schirm stehen bleiben.
Die Show geht los! Vier von Moschinos Model-Ikonen eröffnen das Defilee, wie die hochgewachsene Pat Cleveland im Bustierkleid inklusive trikolorer Kuh, die mit einem großen Lächeln über die Bühne tanzt, oder wie Amalia, die den Teddybären-Hut und -Mantel aus dem Winter 1988-89 trägt. Die Fans kreischen und trampeln beim Anblick der Models.
Es folgt die Kollektion für Frühjahr/Sommer 2014 von Rossella Jardini, die Franco Moschinos rechte Hand war und das Design nach dessen Tod übernommen hat. „Ich lebe in der ständigen Erinnerung an Franco“, so die Designerin vor dem Defilee. Mit ihrer Kollektion will sie die zwei Seelen der Frau von heute verkörpern: das „Bad Girl“ im sexy Street-Glamour mit Netzstrumpfhosen und das „Good Girl“ im bravem, durchgestylten Outfit.
Dicke Goldketten und Reißverschlüsse auf der einen Seite, Perlenkettchen auf der anderen – die Models treten zu zweit auf den Laufsteg, brünett und blond, zwei Versionen derselben Frau. Engel und Teufel. „Bunny Girl“ im sexy Hasenoutfit versus Schulmädchen, die Dame im Kostüm und die in schicken Dessous, Vichy Kleid mit Rosenstickerei im Gegensatz zum Bustier mit Ledershorts. Der Seidenmantel mit großer Schleife im Stile Rotkäppchens letztlich neben einem eng anliegenden Kleid mit scharlachroten Pailletten.
Es warten jedoch noch mehr Überraschungen. Der Vorhang senkt sich – um sich für die amerikanische Sängerin Gloria Gaynor wieder zu öffnen, die ihren Hit „I am what I am“ aus dem Jahr 1983 zum Besten gibt. Die Show endet, die Party kann beginnen.
Die Rückkehr zur Realität ist hart: Im Hof der alten Mailänder Werkstatt, wo die Festlichkeiten stattfanden und wo die Gäste zusammenkommen, lässt sich die Nostalgie für eine Zeit nieder, die schon längst vergangen scheint.
Copyright © 2024 FashionNetwork.com Alle Rechte vorbehalten.