Valentino: Die Grenzen grandioser Kunst
Kreativdirektor Pierpaolo Piccioli zeigt urklassische Haute Couture, während Valentino einen neuen Weg einschlägt.

Pieropaolo Piccioli bot großartige, ja, grandiose Haute Couture, mit großem Volumen und prächtigen Kleidern, die sich wohl besser für eine Reise in einer Kutsche eignen als für eine Limousine.
"Der Wandel verbindet, er befördert Wissen und Werte durch die Zeit. Die Geschichte der Haute Couture ist der Ursprung ihres Bestehens in der heutigen Zeit", sinnierte der Kreativdesigner des Hauses in seinem Programm.
Und tatsächlich bot Piccioli den Zuschauern Momente majestätischer Schönheit: Von einem altrosa Gabardine-Mantel über asymmetrisch geschnittene Faille-Blusen in Form purpurroter Knospen bis hin zu fließenden Köper-Mänteln mit übergroßem Gänseblümchen- oder Tulpenprint.
Viele Looks wurden von atemberaubenden Hüten des irischen Hutmachers Philip Treacy gekrönt. Seine heldenhaften Designs umfassten kräftige Bouquets aus violetten Blütenblättern und riesige, mit herunterhängenden Fäden verzierte Pascha-Turbane, die vage an kopfstehende Quallen erinnerten.
Die mit ihren 68 Looks besonders umfangreiche Show wurde musikalisch von ebenso klassischen Couture-Melodien untermalt, darunter lange Auszüge aus Kiri Te Kanawas Interpretation der Tosca-Arie "Vissi d’Arte". In den vordersten Reihen drängten sich zahlreiche Top Stars, von Olivia Palermo über das brasilianische Model Izabel Goulart bis hin zu mehreren renommierten Designern.
"Sie haben mich in Paris ertappt! Ich liebe Pierpaolo, und seine schöpferische Arbeit, es ist einfach eine große Freude, hier zu sein", ereiferte sich Donatella Versace mit Smokey Eyes und elegant in einen Little Black Dress gekleidet. Sie nahm zwischen den Gründern des Modehauses, Giancarlo Giammetti und Valentino Garavani Platz. Letzterer trug einen tadellos geschnittenen grauen Streifenanzug von Caraceni.
Unter langanhaltendem Beifall machte ein verspielt lächelnder Pierpaolo Piccioli seine Runden in allen sechs Räumen von Salomon de Rothschilds Villa.
Die Show war ein reinster Ausdruck klassischer Haute Couture, die etwas den Anschein gab, in einer Zeitschleife zu stecken. Experimentierfreudigkeit zählt ebenso zu den fundamentalen Kennzeichen vorzüglicher Haute Couture wie Tradition. Valentino zeigte zweifellos grandiose Kunst, doch kann grandios in der Mode gleichbedeutend sein mit alt. Und in Sachen Kleidung ist alt generell kein grandioses Attribut.
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